Festzeiten zur Freude, Feste und Zeiten zur Wonne,
den Tag dieses Hüttenfestes,
Zeit unserer Freude...
(aus der Amida zu SUKKOT)
SUKKOT, das Laubhüttenfest, das fünf Tage nach JOM HAKIPPURIM, am 15. TISCHRI beginnt, ist eines der drei Wallfahrtsfeste, zu dem man nach JERUSCHALIJIM zum Tempel pilgerte, um u.a. die Früchte der Obsternte und der Weinlese als Opfer darzubringen. Als Erntefest finden wir es in SCHMOT 23,16 und 34,22, wo es CHAG HAASSIF, Fest der Einsammlung genannt wird. In Wajikra 23,34 und Dewarim 16,13ff heißt es SUKKOT, (Laub)Hüttenfest. Hier erfahren wir außerdem, dass das Fest sieben Tage dauert, dass man in Erinnerung an die Behausung während der Wüstenwanderung in der Laubhütte wohnen und fröhlich sein soll:
„13 Das Fest der Hütten sollst du dir sieben Tage feiern, wenn du den Ertrag von deiner Tenne und von deiner Kelter einsammelst; 14 und du sollst dich an deinem Feste freuen, du und dein Sohn und deine Tochter, und dein Knecht und deine Magd, und der Levit und der Fremdling und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren sind. 15 Sieben Tage sollst du dem Ewigen, deinem G-tt, das Fest feiern an dem Orte, den der Ewige erwählen wird; denn der Ewige, dein G-tt, wird dich segnen in all deinem Ertrag und in allem Werke deiner Hände, und du sollst nur fröhlich sein.“
SUKKOT, das vorletzte Fest des Festzyklus im Monat TISCHRI steht selbstverständlich im Kontext der andern Feste und kann nur aus dieser Beziehung heraus in seiner vollen Bedeutung verstanden werden. Seit ELUL befinden wir uns auf dem Weg des spirituellen Aufstiegs. Zu ROSCH HASCHANA demütigen wir uns vor G-tt und vollziehen mit der Anerkennung des Königtums G-ttes einen großen Schritt, indem wir unseren Willen unter den Willen G-ttes, unsere Gedanken unter Seine Gedanken stellen. Am JOM HAKIPPURIM demütigen wir uns erneut, kehren zu G-tt zurück, fasten, bekennen uns schuldig und erreichen so die höchste Stufe der Spiritualität, auf der wir von Ihm von unseren Sünden gereinigt werden und unser Leben Seinem G-ttesdienst weihen. An diesem Punkt scheint das Licht der zukünftigen Welt auf uns, sind wir den Engeln gleich und dieser Welt vollständig enthoben. Der Aufstieg erfordert Zeit und auch der Abstieg braucht Zeit und so dienen die Tage zwischen JOM HAKIPPURIM und SUKKOT dazu, in einer angemessenen und heiligen Art und Weise in den Alltag zurückzukehren. Zum einen begleitet uns die Heiligkeit von JOM HAKIPPURIM, was dazu führt, dass keine Sünde in dieser Zeit angerechnet wird, zum anderen beginnen wir unmittelbar nach JOM HAKIPPURIM das Gebot, die Sukka zu bauen und die „vier Arten“ für den Feststrauß zu besorgen, zu erfüllen. Müssten wir uns nun sofort wieder mit den Widrigkeiten des Alltages dieser Welt beschäftigen, wäre das eine sehr traurige Angelegenheit. Stattdessen erlaubt uns die Thora einen würdigen und angemessenen Abstieg und gibt uns die Möglichkeit unser kommendes Jahr mit Ruhe, Freude, Heiterkeit und Behagen zu beginnen, mit einem Fest, an dem das Licht der Freude bis in die tiefsten Tiefen unseres Herzens strahlt.
SUKKOT führt die Festgemeinschaft, die von dem spirituellen Gipfel von JOM HAKIPPURIM kommt, durch zahlreichen Vorschriften und Elemente in eine nun andere aber nicht minder bedeutende spirituelle Wirklichkeit, die die Menschen auf dieser Welt begleitet. Um diesen Gedanke zu erläutern betrachten wir zunächst die Vorschriften und Elemente von SUKKOT.
Vorschriften und Elemente
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die SUKKA (Laubhütte)
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die vier Arten - ARBA MINIM
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Freude des Wasserschöpfens – SIMCHAT BEIT HASCHO'EWA
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der siebte SUKKOTTAG – HOSCHANA RABBA
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Gäste - USCHPIZIN
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das Beschlussfest – SCHEMINI AZERET
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überschwängliche Freude
SUKKA
„42 In SUKKOT (Laubhütten) sollt ihr wohnen sieben Tage; alle Eingeborenen in Israel sollen in SUKKOT wohnen; 43 auf dass eure Geschlechter wissen, dass Ich die Kinder Israel in SUKKOT habe wohnen lassen, als Ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte. Ich bin der Ewige, euer G-tt.“ (Wajikra 23,42f)
Aus diesen beiden Versen geht hervor, dass das Volk Israel in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und daran, dass G-tt für sie SUKKOT in der Wüste gebaut hat, jedes Jahr sieben Tage in Laubhütten wohnen soll. Eine genaue Bauanleitung finden wir in der schriftlichen Thora nicht, jedoch geben die Weisen Anweisungen für den Bau. So muss eine SUKKA
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aus zwei ganzen und einer halben Wand bestehen, dazu können vorhandene Wände genutzt werden.
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Sie muss mindestens 96cm hoch sein und nicht höher als 9,6 m, d.h. es muss Platz zum Sitzen für eine Person dort sein, sie kann aber auch so groß sein, dass eine Gemeinde dort Raum findet.
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Es darf sich kein vorhandenes Dach und auch kein Baum über ihr befinden
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für die Wände kann man beliebiges Material (Holz, eine stabile Plastikplane, Strohmatten, Steine) verwenden.
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Das Besondere der SUKKA ist ihr Dach, das S'CHACH genannt wird, was soviel wie Abdeckung, Bedeckung bedeutet und der SUKKA ihren Namen verleiht, denn es ist instabil, schwach, besteht es doch aus etwas, was aus der Erde wächst und abgeschnitten wurde, also aus Ästen, Blättern, Maisstängeln und damit zeigt sich an ihm der zeitweilige, unbeständige Charakter der Wohnung. Das pflanzliche Material wird lose auf eine vorher gebaute Konstruktion aus Latten gelegt und so dicht platziert, dass es im Innern mehr Schatten als Sonne gibt, allerdings muss man die Sterne hindurchsehen können. Das Dach darf nicht weiter als 38,1 cm über den Wänden hängen.
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Ein weiteres Gebot ist die SUKKA zu schmücken. Dazu verwendet man Tücher, Früchte, Nüsse, Getreide, bunte Bänder. Die Dekoration gehört unteilbar zur SUKKA dazu und darf nicht für etwas anderes verwendet werden.
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Während der SUKKOT-Woche ist es eine MITZWA in der SUKKA zu wohnen. Das bedeutet, dass man die Mahlzeiten, zumindest die der ersten beiden Abende, in der SUKKA einnimmt, Zeit in ihr verbringt und in ihr schläft.
Was ist nun das Besondere an der SUKKA, diesem doch recht instabilen Gebäude, in dem das Volk Israel sieben Tage lang wohnen soll? Eine Auskunft finden wir in Psalm 27,5 und 31,21:
„5 Denn Er wird mich bergen in Seiner SUKKA (Hütte) am Tage des Übels, Er wird mich verbergen in dem Schutz Seines Zeltes; auf einen Felsen wird Er mich erhöhen.“
„21 Du verbirgst sie in dem Schutze Deines Angesichts vor den Verschwörungen der Menschen; Du birgst sie in einer SUKKA (Hütte) vor dem Gezänk der Zunge.“
Die SUKKA ist der Ort des Schutzes G-ttes. Unsere Häuser, egal wie befestigt und gesichert sie sind, bieten uns letztlich keinen Sicherheit. Der Garant des Schutzes auf dieser Welt ist allein HASCHEM, Er ist der Beschützer unseres Lebens. Indem wir willig und mit Freude, in der gleichen Weise wie Israel Ägypten verlassen und sich in die Hand G-ttes begeben hat, aus unseren so „sicheren“ Häusern ausziehen, begeben wir uns ebenfalls unter den g-ttlichen Schutz. Diese Erfahrung, dass Er der Wächter unseres Lebens ist, nehmen wir mit in das neue Jahr.
Das Dach der SUKKA ist nicht geschlossen, so dass wir die Sterne sehen können, die Sterne, die G-tt schon Abraham zeigte als Er ihm versprach, ihn zu einem zahlreichen Volk zu machen. Sie wahrzunehmen bedeutet sich an G-ttes Zusage zu erinnern und auch für das eigene Leben Hoffnung zu schöpfen, dass G-tt einen nie verlässt. Während sonst unser Blick nur bis zur Decke reicht, erstreckt er sich in der SUKKA bis in den Himmel und zeigt uns, dass wir letztlich unter dem Himmel wohnen. Auf diese Weise repräsentiert die SUKKA eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, der kommenden Welt und dieser Welt, eine Beziehung zwischen Mensch und G-tt. In der SUKKA sitzend und die Sterne des Himmels anschauend erfahren wir, dass das Schabbat und festtägliche Gebet: „Breite über uns die SUKKA (das Zelt) Deines Friedens aus“, Wirklichkeit wird.
Das Gebot in der SUKKA zu wohnen, erinnert ferner an die Wolken der Herrlichkeit, die Israel durch die Wüste begleiteten und die nach der Sünde mit dem goldenen Kalb verschwanden. Nachdem sie Buße getan hatten und G-tt ihre Umkehr angenommen hat, wuchs G-ttes Liebe zu ihnen und Er wollte unter ihnen wohnen. Dazu gab Er die Anweisungen die Stiftshütte zu bauen. Am 15. TISCHRI, als Israel mit dem Bau der Stiftshütte begann, kehrten die Wolken der Herrlichkeit wieder zurück und wurden zu einer SUKKA, einem Ort der einzigartigen Nähe, Gegenwart und Schutzes G-ttes. Aus dieser Erfahrung der unmittelbaren Gegenwart G-ttes kommt die unvergleichliche Freude zu SUKKOT.
Die Ernte ist eingebracht und man könnte denken, dass man nun versorgt ist. Aber gerade hier erinnert uns die unbeständige SUKKA, zum einen an die Vergänglichkeit dieses Lebens und daran, dass die Welt, das Materielle nicht das Ziel des Menschen ist und zum anderen, dass ohne den Segen G-ttes gar nichts geerntet werden könnte. Nun
wird klar, warum man zu SUKKOT KOHELET liest, denn angesichts der Erfahrung der Abhängigkeit von G-tt ist offensichtlich, dass „alles eitel“ ist. Was aber bleibt, erfahren wir am Ende von KOHELET: „Das Endergebnis des Ganzen lasst uns hören: Fürchte G-tt und halte Seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch.“
Letztlich liegt in SUKKOT auch die Erwartung des Maschiach, denn er wird die endgültige Erlösung und Wiederherstellung bringen, er wird Israel sammeln und dann gilt:
„An jenem Tage werde Ich die verfallene SUKKA (Hütte) Davids aufrichten und ihre Risse vermauern und ihre Trümmer aufrichten, und Ich werde sie bauen wie zu Vorzeiten.“ (Amos 9,11)
Die vier Arten – die ARBA MINIM
Ebenfalls zu den Geboten von SUKKOT, die wir in der Thora finden:
„Und ihr sollt euch am ersten Tage Frucht von schönen Bäumen nehmen, Palmzweige und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und von Bachweiden, und sollt euch vor dem Ewigen, eurem G-tt, freuen sieben Tage“ (Wajikra 23,40),
gehören die vier Arten, die ARBA MINIM, die die gesamte Pflanzenwelt repräsentieren. Diese sind der ETROG (Zitrusfrucht = Frucht von schönen Bäumen), der LULAW (Palmzweig = Zweig von einem Dattelbaum), HADASSIM (Myrtenzweige) und ARAWOT (Weidenzweige). Diese vier Arten werden auf folgende Weise zu einem Strauß, LULAWzusammengebracht: Drei Zweige HADASSIM, die je drei Blättchen aufweisen müssen,werden rechts an den LULAW gebundenund zwei Zweige ARAWOT an seine linke Seite. Dieses Gebinde wird in der rechten Hand gehalten. Den ETROG hält man mit dem Stiel nach oben in der linken Hand. Dann bringt man beide Hände zusammen und verbindet aufdiese Weise den Strauß. Nachdem man den Segensspruch:„Gelobt seist Du, Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat den LULAW zu schütteln“, gesprochen hat, dreht man den ETROG um, hält ihn mit dem LULAW zusammen und schüttelt ihn langsam und mit Bedacht, mit dem Gesicht nach Osten stehend, nach Osten, Süden, Westen, Norden und dann nach oben und unten. Durch das Schwingen des LULAWS proklamiert man, dass G-tt die vier Himmelsrichtungen und der Himmel und die Erde gehören. An noch zwei weiteren Stellen im G-ttesdienst wird der LULAW gebraucht, wählend des HALLEL und des HOSCHANOTH-UMZUGS um die BIMA. Am SCHABBAT wird der LULAW nicht geschwungen.
Die vier Arten weisen auf die Bedeutsamkeit der Einheit des jüdischen Volkes hin. So wie jede Pflanze einzigartig in ihrer Form und Bestimmung ist, so gibt es auch die verschiedensten Charaktere im Volk Israel, die aber erst zusammen eine einzigartige, lebendige und lebensfähige Gemeinschaft bilden. Diesen Gedanken finden wir in PESIKTA RABATI 51,2 wunderbar formuliert:
„Wie die Zitrusfrucht sowohl Geschmack hat als auch einen lieblichen Geruch,
so gibt es in Israel Menschen, die sowohl gelehrt sind als auch ihren Glauben leben.
Wie die Früchte des Palmzweigs zwar Geschmack haben, aber geruchlos sind,
so gibt es in Israel Menschen, die zwar gelehrt sind, aber ihren Glauben nicht leben.
Wie die Myrtenzweige zwar einen lieblichen Geruch haben, aber ungenießbar sind,
so gibt es Menschen, die gute Werke tun, aber keinerlei Gelehrsamkeit besitzen.
Wie die Weidenzweige weder essbar sind noch einen angenehmen Geruch verbreiten,
so gibt es Menschen, die weder gelehrt sind noch gute Werke tun.
„G-tt - die Heiligkeit G-ttes sei gepriesen – sagt: Damit Israel nicht untergeht, lasst sie alle zusammengebunden sein, wie die Pflanzen zu einem Bund zusammengebunden sind, so dass die Gerechten unter ihnen für die anderen Sühne bewirken.“
Freude des Wasserschöpfens – SIMCHAT BEIT HASCHO'EWA
Zur Zeit des Tempels, goss man beim morgendlichen Trankopfer an den sieben Tagen von SUKKOT (zusätzlich zum Wein) Wasser auf den Altar. Jeden Tag, außer an SCHABBAT und am Ausgang des ersten Festtages traf sich das Volk zur Feier der Freude des Wasserschöpfens – SIMCHAT BEIT HASCHO'EWA. Man versammelte sich im äußersten Tempelvorhof, vier Goldleuchter sorgten für Licht des nächtlichen Festes, das bis zum Morgen dauerte. Die Rabbinen tanzten singend mit Fackeln in den Händen vor dem Volk, die Leviten standen auf den fünfzehn Stufen und sangen Psalmen und spielten auf Instrumenten. Im Morgengrauen zog ein Festzug zu den Schiloach-Quellen in der Nähe von Jeruschalajim, um das Wasser für das Trankopfer zu schöpfen. Die Freude bei diesem Fest, die ihren Ursprung im Segen des vergangenen Jahres hatte, war unbeschreiblich groß und die MISCHNA sagt über diese Feier: „Wer die Freude des Wasserschöpfens nicht erlebte, hat in seinem ganzen Leben keine wahre Freude erlebt.“ (Sukkah 5:1) (vgl. Das Buch der jüdischen Jahresfeste, Inselverlag 1. Auflage 2001, S.151f)
Der siebte SUKKOTTAG – HOSCHANA RABBA
HOSCHANA RABBA, wörtlich das große HOSCHANA, so heißt der siebte und letzte SUKKOTTAG, der als ein Tag des Gerichts gilt. Im Bewusstsein der eigenen Erlösungsbedürftigkeit bleibt man die ganze Nacht wach, lernt Thora und liest die Psalmen. HOSCHA NA bedeutet: Hilf doch, bitte bring uns Erlösung. Entsprechend werden zu HOSCHANA RABBA viele HOSCHANOT, Gebete um Hilfe, gesprochen. Die Ausrichtung, die Heiligkeit des Tages und der G-ttesdienst sind vergleichbar mit der Heiligkeit und dem G-ttesdienst von JOM HAKIPPURIM. Noch einmal erschallt der Ruf um Vergebung. Bei G-tt ist durch den JOM HAKIPPURIM schon alles erfüllt, für den Menschen gibt es noch eine neue, letzte Chance, noch ein Heute. Zu HOSCHANA RABBA können die Urteilssprüche vom JOM HAKIPPURIM, noch bevor sie endgültig versiegelt werden, eine Veränderung erfahren. Und diese letzte Gelegenheit räumt HOSCHANA RABBA ein, an diesem Tag wird die Sühne vollendet und die drei Bücher geschlossen, die zu ROSCH HASCHANA vor G-tt geöffnet und am JOM HAKIPPURIM besiegelt wurden. Zehn Tage liegen zwischen ROSCH HASCHANA und JOM HAKIPPURIM und ebenfalls zehn Tage zwischen JOM HAKIPPURIM und HOSCHANA RABBA. So gesehen ist JOM HAKIPPURIM die WURZEL der Vergebung und HOSCHANA RABBA die Äste der Vergebung, was zeigt, dass die Vergebung immer weiter reicht, als der Mensch denkt.
An HOSCHANA RABBA bestimmt G-tt über das Wasser, an diesem Tag teilt Er der Menschheit Wasser zu. Da Wasser lebensnotwendig ist, weiß man sich an diesem Tag besonders von G-tt abhängig und verbringt ihn in einer reumütigen und demütigen Haltung im Gebet vor G-tt. Neben den zahlreichen HOSCHANOT, in denen man für ein gesegnetes Jahr und für die künftige Erlösung bittet und die alle mit dem Ruf: HOSCHA NA, G-TT, bitte hilf doch, enden, werden auch Gebete um Wasser, Regen gesprochen.
Während des MUSSAFS, nach der AMIDA, folgt man mit denARBA MINIM in der Hand, die sieben HOSCHANOT sprechend, dem Vorbeter, der nicht nur einmal, wie an den anderen SUKKOTTAGEN, sondern sieben mal um das Lesepult, die BIMA, herum geht. Dies erinnertan die Zeit des Tempels, als die KOHANIM mit Lobliedern an jedem SUKKOTTAG einmal, am HOSCHANA RABBA jedoch sieben mal freudig um den Altar gingen. Für den letzten Rundgang, an einer bestimmten Stelle des Gebetes, an der man um G-ttes Antwort bittet, „TA'ANE EMUNIM“, legt man den ETROG und LULAW zur Seite und nimmt das „HOSCHANA-BÜNDEL“ bestehend aus fünf blattreichen Bachweidenzweigen, ARAWA in die Hand. Nachdem die Thorarollen wieder in den ARON HAKODESCH zurückgestellt und er geschlossen wurde, wird das „HOSCHANA-BÜNDEL“ mehrmals auf den Boden geschlagen. Dies geschieht ebenfalls im Zusammenhang mit der Zuteilung des Wassers, ist doch die Bachweide eine Wasserpflanze, die ohne Wasser nicht gedeihen könnte. Nachdem man von dem „HOSCHANA-BÜNDEL“ die Blätter abgeschlagen hat, spricht man folgendes Gebet, das den Charakter dieses Tages noch einmal zum Ausdruck bringt:
„Es sei Dein Wille, Ewiger, unser G-tt und G-tt unserer Väter, der vorzügliche Propheten auserwählt hat und ihre guten Sitten, dass Du unsere Gebete und unsere Umzüge mit Barmherzigkeit und Wohlwollen annehmen mögest. Gedenke unser im Verdienst Deiner sieben Fehlerlosen, beseitige die eiserne Scheidewand, die uns von Dir trennt; vernimm unser Flehen und besiegle uns zum Guten. Du, der die Erde über dem Abgrund schweben lässt, besiegle unseren Eintrag in das Buch des guten Lebens. Mögen unsere Gedanken beim Abschlagen der Bachweiden gelten, als wären unsere Absichten ganz zutreffend und richtig gewesen; lass auf uns das Licht des Lebens strahlen; öffne uns Deine gute Schatzkammer, um die dürstende Seele reichlich mit Wasser zu sättigen. Möge sich der Satz der heiligen Schrift erfüllen: Der Ewige wird Seine gutes Schatzkammer, die Himmel, öffnen, um Deinem Land zur rechten Zeit Regen zu geben und alle Werke deiner Hände zu segnen. Amen.“ (aus dem Machsor für SUKKOT)
Wasser verkörpert mehrere Konzepte: Thora, Weisheit (lebendiges Wasser), Reinheit, Reinigung, Bereinigung (von Sünden) und Umkehr, an denen wir ohne G-ttes Hilfe nicht teilhaben können.
Gäste - USCHPIZIN
G-tt möchte bei den Menschen wohnen und zu SUKKOT wird dies greifbar. Er ist mit Seiner SCHECHINA bei uns in der SUKKA. Aber nicht nur Er, denn es kommen sieben himmlische Gäste, USCHPIZIN hinzu. Jeden Tag begrüßen wir einen von ihnen mit einem bestimmten Willkommensgruß: „Ich lade euch zu meiner Mahlzeit ein, himmlische Gäste – Awraham, Jizchak, Jaakow, Mosche, Aharon und David.“ Dann sagt man am ersten Tag: „Möge es dir wohlgefallen, Awraham, mein hoher Gast, bei mir zu weilen, und mit Dir alle himmlischen Gäste – Jizchak, Jaakow, Josef, Mosche, Aharon und David.“ An den anderen Tagen begrüßt man den jeweiligen Gast entsprechend. Jeder dieser himmlischen Gäste ist eine herausragende Persönlichkeit mit einer ganz besonderen Charaktereigenschaft, jeder USCHPIZ verkörpert der Kabbala zufolge, eine der sieben SEFIROT und so bekommt jeder Tag eine ganz besondere Atmosphäre.
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Mit Awraham kommt Güte und Gnade, CHESSED
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mit Jizchak kommt Mut, Stärke und Gericht GEWURA
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mit Jaakow kommt Herrlichkeit, Ruhm, Harmonie, TIFERET
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mit Josef kommt die Gerechtigkeit, sie ist das Fundament, JESSOD
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mit Mosche kommt Glanz, Herrlichkeit, Vortrefflichkeit und Majestät, HOD
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mit Aharon kommt siegende Treue und Ewigkeit, NETZACH
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mit David kommt Königtum, MALCHUT
Selbstverständlich lädt man auch reale Menschen ein, und zwar solche, die sich nicht so viel leisten können, die man mit der gleichen Ehre empfängt, wie die himmlischen Gäste. Mangelt es uns vor Ort an Bedürftigen, dann unterstützt man Organisationen, die anderen Menschen behilflich sind ein angemessenes SUKKOT zu feiern.
Das Beschlussfest – SCHEMINI AZERET
Nach HOSCHANA RABBA folgt SCHEMINI AZERET, das Beschlussfest, der achte Tag von SUKKOT, der aber streng genommen ein eigenes Fest ist, das in der Thora eigens erwähnt wird: „... am achten Tage soll euch eine heilige Versammlung sein, und ihr sollt dem Ewigen ein Feueropfer darbringen: es ist eine Festversammlung, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun.“ (Wajikra 23,36)
An diesem Tag wird die Laubhütte nach der Morgenmahlzeit verlassen und man kehrt in die befestigten Häuser zurück. Im G-ttesdiest steht die Bitte um Regen im Mittelpunkt, auch der Toten wird gedacht. In der AMIDA des MUSSAFGEBETES betet man von nun an bis PESSACH in der BRACHA „GEWURA“: „Der den Wind wehen und den Regen fallen lässt“ und drückt damit aus, dass von G-tt alle spirituellen und materiellen Segnungen kommen.
Überschwängliche Freude
G-tt bestimmte, durch ein Gebot (Dewarim 16,14f), die Zeit von SUKKOT als Zeit der Freude, als Zeit des Jauchzen. Grundsätzlich ist jedes Fest Anlass zur Freude und man fragt sich, was an der Freude zu SUKKOT so besonders ist, dass sie ausdrücklich befohlen wird. Bereits während des Monats ELUL macht sich der Mensch auf den Weg mit sich und seinem Nächsten ins Reine zu kommen. An ROSCH HASCHANA kehrt er zu G-tt zurück und erkennt Ihn als seinen König und Richter an. Zu JOM HAKIPPURIM erfährt er, durch G-ttes Vergebung seiner Sünden, eine völlige Wiederherstellung. Nun ist er eins mit sich selbst, mit seinem Nächsten und mit G-tt. Aus dieser Vereinigung, Einheit und Nähe fließt eine überschwängliche Freude im Bewusstsein der Freude G-ttes, der sich an der Umkehr seiner Kinder freut, wie ein Vater, dessen verloren geglaubter Sohn wieder nach hause zurückgekehrt ist, die die Freude der Menschen noch verstärkt. In dieser Haltung wird SUKKOT gefeiert. Die einzelnen Elemente von SUKKOT dienen dazu, diese Freude aufrecht zu erhalten und zu verstärken.
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Da ist zunächst die Freude über die gute Ernte, die G-tt geschenkt hat.
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Weiter die Freude an der SUKKA, die an den himmlischen und irdischen Gästen, mit denen man den Platz in der SUKKA teilt, in der man die Gegenwart und den Schutz G-ttes erfährt und gewahr wird, dass G-tt der Herr über alle Menschen ist. Daraus fließt die Hoffnung auf die Freude der zukünftigen Erlösung und so wurden zur Zeit des Tempels 70 Stiere als Sühneopfer Israels für alle Völker dargebracht. Heute ist die Bitte um das Wohlergehen aller Völker in den Gebeten enthalten.
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Die Freude an den vier Arten, die aus dem Bewusstsein der Einheit und Harmonie Israels fließt und Liebe für jeden einzelnen weckt.
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Die Freude des Wasseropfers beinhaltet, dass man am Leben, am Segen und der Weisheit G-ttes teil hat. Leider kann das Wasseropfer nicht mehr dargebracht werden, stattdessen wird musiziert und gesungen, insbesondere die 15 Psalmen des Aufstiegs (Psalm 120-134).
SIMCHAT THORA
SIMCHAT THORA, Freude an der Thora beschießt den Festzyklus des Monats TISCHRI. In Israel fallen SCHEMINI AZERET und SIMCHAT THORA zusammen, außerhalb Israels ist SIMCHAT THORA ein extra Feiertag, an dem nicht gearbeitet wird. Anlass des Festes ist der Abschluss und gleichzeitige Anfang der synagogalen Thoralesung. Derjenige, der den letzten Abschnitt aus dem 5. Buch Mosches liest, wird CHATAN THORA, Bräutigam der Thora genannt und derjenige, der wieder neu mit dem ersten Buch Mosches anfängt, CHATAN BERESCHIT, Bräutigam des Anfangs. Alle Männer werden an diesem Tag zur Thoralesung aufgerufen und die Jungen dürfen, auch wenn sie noch nicht BAR MIZWA sind, die entsprechenden Segenssprüche aufsagen. Noch einmal steht die Freude im Mittelpunkt, ja sie erreicht durch den schlichten Ausdruck des Glaubens in den HAKAFOT, Umzügen mit den Thorarollen, im Singen und Tanzen der Menschen, wie bei einer Hochzeit, noch einmal einen Höhepunkt. Alle Thorarollen werden an diesem Tag aus dem Schrein geholt und siebenmal durch oder auch um die Synagoge getragen. Dabei wechselt man sich ab, soll doch an diesem Tag jeder Mann die Ehre erhalten, die Thorarolle gleich seiner Braut in die Arme zu schließen. Während der sieben HAKAFOT, werden Gebete, die G-ttes vollkommene Lehre, Seine Kraft und Stärke, Sein Königtum, Seine klaren Gebote und Sein gerechtes Richten, Seine Güte und immer wieder Seine mächtige Stimme zum Inhalt haben, gesungen. Nach jedem Umzug wird noch einmal den Wunsch nach G-ttes Hilfe im Gebet formuliert.
SIMCHAT THORA ist eine außergewöhnliche Feier, an der die ganze Gemeinde mit Begeisterung teilnimmt und bei der die Liebe zur Thora und damit die Liebe zu G-tt, wie nirgendwo sonst zum Ausdruck gebracht wird.
basierend auf einem Vortrag von Baruch Ben Mordechai