Paraschat “Ki Tissa“ Empfehlung

05. März 2023 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Ki Tisa

ב"ה

Paraschat “Ki Tissa“ 

Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
(Band II

ERINNERE DICH! 

Unser Wochenabschnitt erzählt uns über die eigenartige Bitte Mosches an Gʻtt: Zeige mir 
bitte Deine Herrlichkeit (Schʻmot 33:18). Darauf erwidert ihm Gʻtt: „Du vermagst nicht Mein 
Angesicht zu erblicken; du siehst Meinen Rücken, doch Mein Angesicht kannst du nicht 
sehen“ (Schʻmot 33: 20-23). Raschi kommentiert dazu: „Gʻtt zeigte Mosche den Knoten der 
Kopftefillin.“ 

Es ist klar, dass diese Antwort Gʻttes nicht wortwörtlich zu nehmen ist. „Angesicht“ und 
„Rücken“ haben hier eine Entsprechung: „Angesicht“ deutet auf eine deutliche 
Offenbarung, so wie der Mensch durch sein Gesicht deutlich wird. „Rücken“ hingegen 
drückt eine verschleierte Offenbarung aus, so wie man am Rücken eines Menschen nur 
seine Umrisse erkennt. Und worin liegt die Bedeutung in dem Knoten der Kopftefillin? 

Absurder Zustand 

Mosche richtete seine Bitte an Gʻtt, nachdem Gʻtt sich bereits erklärt hatte, sich ihm zu
zeigen. Denn Gʻtt wollte Mosche belehren, auf welche Weise er für das jüdische Volk in
allen Generationen um Erbarmen bitten könnte. Dazu gehört auch der „Knoten der
Kopftefillin“.

Das Bitten um Erbarmen kommt hier konkret für die Sünde des goldenen Kalbes. Doch
eigentlich ist das ein absurder Zustand. Wie kann man überhaupt Gʻtt für eine so
schwerwiegende Sünde um Erbarmen bitten? Und überhaupt: Welches Recht hat der
Mensch, dass er Gʻtt für eine Sünde, egal welche, um Erbarmen bittet?

Vergessenheit und Sünde

In Wahrheit aber stellt sich eine viel wesentlichere Frage. Wie kann der jüdische Mensch
überhaupt eine Sünde begehen? Die Juden sind doch von Grund auf gläubig und Kinder
von gläubigen Juden, sagt der Talmud (Talmud Schabbat 97a). Jeder Jude glaubt in
seinem Herzen, dass Gʻtt der Schöpfer ist, die Welt regiert, ihn liebt, ernährt und belebt und
das in jedem Augenblick. Wie kann es sein, dass der Jude gegen Gʻtt sündigt, wo Gʻtt doch
den ganzen Kosmos füllt und ihm in jedem Augenblick Leben spendet?

Die Antwort lautet: Die Sünde ist das Resultat des Vergessens. Der Mensch vergisst
leider sehr schnell all die Güte Gʻttes zu ihm und dass Gʻtt der Schöpfer ist. Doch sobald er
sich all dies wieder ins Gedächtnis ruft und es sich zu Herzen nimmt, hat die Sünde keinen
Nährboden mehr.

Rückkehr durch Erinnerung

Daraus wird ersichtlich, dass die Bitte um Erbarmen eng mit der Erinnerung an Gʻtt und
Seine Güte zu uns in Verbindung steht. Sobald der Jude sich an Gʻtt, seinen Vater im
Himmel, erinnert, stellt sich die Sünde als Irrtum heraus, die nur aus Vergesslichkeit
geschehen konnte.

Deshalb sagen unsere Meister, dass Gʻtt, als Er Mosche erschien, „in Tallit und Tefillin
gekleidet war (Elijahu Suta, Kapitel 23). Denn Zizit und Tefillin sind Ausdruck für das „sich
Erinnern“. In der Thora steht über die Zizit geschrieben: Und ihr sollt sie sehen und euch
erinnern (Bamidbar 15:39), und auch über die Tefillin heißt es in der Thora: Als Erinnerung
zwischen deinen Augen (Schʻmot 13:9).

Doch einen besonderen Bezug zum „sich Erinnern“ hat „der Knoten der Kopftefillin“.
Der „Knoten“ drückt mehr als alles andere eine Stärkung des Erinnerungsvermögens aus
(wie es auch bekanntlich den Brauch gibt, einen Knoten zu binden, um Dinge nicht zu
vergessen (Sohar I 190a).

Nun wird verständlich, weshalb Gʻtt Mosche „Seinen Rücken mit dem Knoten der
Kopftefillin“ zeigte, als Er ihm beibringen wollte, wie er für das jüdische Volk um Erbarmen
bitten sollte. Denn auf diese Weise kann man jede Sünde sühnen und vorbeugen, ein
Abkommen vom richtigen Weg korrigieren und verhindern, zur jüdischen Identität
zurückkehren und sie bewahren - indem man seine Erinnerung über Gʻtt, seine Thora, das
jüdische Volk und dessen Geschichte aufrecht erhält, stärkt und niemals in Vergessenheit
geraten lässt, bei sich, seinen Kindern und Enkelkindern, bis in allen weiteren
Generationen!

(Likutej Sichot, Band 21, Seite 232)

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