Paraschat “PINCHAS“
Belebende Parascha
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart
von Rabbiner Benjamin Sufiev
Band II
Pinchas konnte durch seine tapfere Tat gegen den Stammesfürsten Simri ein großes
Unheil vom jüdischen Volk abwenden. Dafür, dass er Meinen (G‘ttes) Grimm von den
Kindern Israels abgewendet hat, indem er unter ihnen an Meiner statt eiferte (Bamidbar
25:11), belohnte ihn G‘tt: Ich gebe ihm Meinen Bund des Friedens (Bamidbar 25:12).
Was ist der Bund des Friedens? Dazu gibt es mehrere Erklärungen:
1) Damit ist das Priestertum gemeint, das G‘tt Pinchas und all seinen Nachkommen
schenkte.
2) Unsere Meister sagen (Targum Jonatan zu Schmot 6:18): Pinchas ist Elijahu. Dieser
Vergleich wird angestellt, da auch der Prophet Elijahu, wie Pinchas, für G‘tt eiferte, als er
gegen die Priester des Baals (ein Götzenkult) kämpfte (siehe Könige I, ab Kapitel 17). Da
er aber behauptete, dass die Kinder Israels den Bund G‘ttes verlassen hatten, gab
ihm G‘tt „Meinen Bund des Friedens“: Dies ist die Beschneidung. Der Prophet Elijahu
wohnt seitdem jeder Beschneidung im jüdischen Volk bei, um selbst zu sehen, wie
hingebungsvoll die Kinder Israels sehr wohl den Bund G‘ttes hüten (Pirke Rabbi Elieser,
Kapitel 28)
Harmonie zwischen Seele und Körper
3) „Meinen Bund des Friedens“ deutet auch auf die harmonische Bindung zwischen Seele
und Körper hin. Bei dem Propheten Elijahu ist das ganz besonders deutlich:
Seine Seele verließ den Körper nicht, sondern sie stieg samt dem Körper in den Himmel
(Könige II 2:1).
Weshalb steigt für gewöhnlich nur die Seele in den Himmel, während der Körper in der
Erde begraben wird? - Weil der Körper aus grober Materie besteht und in den spirituellen
Sphären des Himmels keinen Platz hat. Doch der Prophet hatte seinen Körper derart
geheiligt, bis es für ihn keine Hürde mehr war, ebenfalls in den Himmel aufzusteigen! Er
wurde, wie die Seele, auch für die höchste Heiligkeit im Himmel empfänglich. Deshalb
musste der Körper nicht in dieser Welt zurückgelassen werden, sondern stieg mit der Seele
in den Himmel auf.
Mosche und Elijahu
In diesem Punkt stand der Prophet Elijahu sogar über Mosche. Auch Mosches Körper war
überaus heilig und dies bereits seit seiner Geburt, wie der Talmud sagt:“ Als Mosche
geboren wurde, war das Haus voller Licht (Talmud Sota 11b). Dies zeugt davon, dass der
Körper Mosches schon von Anfang an sein großes Seelenfeuer nicht zurückhielt, sondern
die Seele durch den Körper leuchtete, da der Körper ebenso heilig war.
Dennoch wurde Mosches Körper begraben, während seine Seele zum Himmel
emporstieg. Denn die Heiligkeit der Seele durchdrang den Körper nicht so sehr, dass
dieser selbst heilig und spirituell wurde. Der Körper war zwar ein reines Gefäß für die
Seele, und solange sie im Körper weilte, spiegelte der Körper sie wider, doch der Körper
Mosches selbst überwand seine natürliche Grobhaftigkeit nicht. Der Prophet Elijahu
hingegen heiligte seinen Körper gänzlich, bis dieser selbst heilig und spirituell wurde.
Elijahus Botschaft
Dies erklärt auch, weshalb gerade der Prophet Elijahu dazu erwählt wird, das Kommen des
Maschiach zu verkünden. Denn der Maschiach wird die vollkommene Erlösung einleiten,
jenes Zeitalter, in dem die materielle Welt völlig rein und heilig sein wird, bis auch die
gröbste Materie G‘ttlichkeit empfangen kann. Denn über die vollkommene Erlösung heißt
es: Die Herrlichkeit G‘ttes wird sich offenbaren und alles Fleisch wird sehen, dass G‘tt es
ist, der spricht (Jeschajahu 40:5) - sogar das „Fleisch“ (die Materie selbst) wird die
g‘ttlichsten Offenbarungen empfangen können.
Diese Fähigkeit, die Materie derart zu heiligen, hatte bereits Pinchas (denn Pinchas ist
Elijahu). Und deshalb sollte die vollkommene Erlösung mit der Eroberung des Landes
durch Joschua bereits eintreten. Doch die Sünden des Volkes verdrängten damals die
Erlösung und wir warten bis zum heutigen Tag auf sie. Deshalb möge der Prophet Elijahu
endlich kommen und das Kommen des Maschiach verkünden, welcher uns die
vollkommene Erlösung bringen wird!
(Likutej Sichot, Band 2, Seite 609)